Vor einem Jahr war die Entscheidung bereits gefallen – ich würde
ein Jura-Studium in Marburg beginnen. Zeit also nach den ersten zwei Semestern
ein zwischenzeitliches Resümee zu ziehen.
Vorweg kann ich auf jeden Fall feststellen, dass die
Entscheidung für das Jura-Studium vom heutigen Standpunkt aus die richtige war.
Selbstverständlich basiert das Studium vor allem auf
Vorlesungen – direkter Praxisbezug war bislang nicht erkennbar, das bringt mit
sich, dass es erforderlich ist, sich umfassend mit juristischer Literatur zu
beschäftigen, die teilweise doch sehr trocken ist, das kann ermüdend sein und
wird natürlich umso schwerer, wenn die Entscheidung für Jura lediglich aus
Verlegenheit oder aus fremdem Antrieb heraus gefallen ist.
Für mich persönlich ist der Aufbau des Studiums aber in
Ordnung, ich genieße es sehr, dass es faktisch keine Anwesenheitspflichten gibt
– wenngleich ich nicht glaube, dass ein erfolgreicher Abschluss ohne
regelmäßiges Besuchen der Veranstaltungen möglich ist – und man sich sein
Lernpensum größtenteils selbst einteilen kann.
Dazu muss ich allerdings auch anmerken, dass meine ersten
beiden Semester, was die reine Stundenzahl an Veranstaltungen angeht relativ
entspannt waren. Speziell im Sommersemester, dem für mich ersten Fachsemester
kam zeitweilig eher der Eindruck von Urlaub, als der eines vielbeschäftigten
Studenten auf.
Man kommt in den ersten beiden Semestern bereits ansatzweise
mit den drei großen Rechtsgebieten Zivil- und Strafrecht, sowie Öffentlichem
Recht in Berührung, sodass sich natürlich erste Präferenzen bilden.
Ich habe festgestellt, dass speziell das öffentliche Recht
momentan nicht zu den Rechtsgebieten gehört, die mich brennend interessieren,
anders als beim Straf- und Zivilrecht, was aber auch daran liegen kann, dass
sich bei letzteren leichter ein Realitäts- und Praxisbezug herstellen lässt.
Eine Eingewöhnung erfordert auch der für Nicht-Juristen
eigenartige Stil des Rechtsgutachtens. Es wird nichts festgestellt, alles muss
in Frage gestellt werden und argumentativ belegt werden. Das führt mitunter
trotz kurzen Sachverhalten zu umfangreichen Ausarbeitungen, die nicht unbedingt
literarischem Anspruch genügen.
Zu guter Letzt noch ein Wort zu den Klischees über typische
Jura-Studenten – ja teilweise stimmen sie. Es gibt Studenten, die sich kleiden,
als seien sie bereits erfolgreiche Anwälte und auch dementsprechend hochnäsig
auftreten – exemplarisch dürfte der Verweis auf Barbour-Jacken und
Burberry-Schals genügen. Das Auftreten derartiger Mitstudenten führt zumindest
hier in Marburg – vermutlich auch verstärkt durch die deutliche Präsenz von
Verbindungen und Burschenschaften zu einem generell schlechten Image bei der
übrigen Studierendenschaft, sodass man auch ohne dem optischen Klischee zu
entsprechen häufig direkt mit den einschlägigen Vorurteilen in Verbindung
gebracht wird. Schade! (das tut dem ansonsten wunderbaren Marburger Studentenleben
aber keinen Abbruch – dazu demnächst mehr!)
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