Montag, 5. März 2012

§§ - Erste Beobachtungen nach einem Jahr Jura.


Vor einem Jahr war die Entscheidung bereits gefallen – ich würde ein Jura-Studium in Marburg beginnen. Zeit also nach den ersten zwei Semestern ein zwischenzeitliches Resümee zu ziehen.
Vorweg kann ich auf jeden Fall feststellen, dass die Entscheidung für das Jura-Studium vom heutigen Standpunkt aus die richtige war.
Selbstverständlich basiert das Studium vor allem auf Vorlesungen – direkter Praxisbezug war bislang nicht erkennbar, das bringt mit sich, dass es erforderlich ist, sich umfassend mit juristischer Literatur zu beschäftigen, die teilweise doch sehr trocken ist, das kann ermüdend sein und wird natürlich umso schwerer, wenn die Entscheidung für Jura lediglich aus Verlegenheit oder aus fremdem Antrieb heraus gefallen ist.
Für mich persönlich ist der Aufbau des Studiums aber in Ordnung, ich genieße es sehr, dass es faktisch keine Anwesenheitspflichten gibt – wenngleich ich nicht glaube, dass ein erfolgreicher Abschluss ohne regelmäßiges Besuchen der Veranstaltungen möglich ist – und man sich sein Lernpensum größtenteils selbst einteilen kann.
Dazu muss ich allerdings auch anmerken, dass meine ersten beiden Semester, was die reine Stundenzahl an Veranstaltungen angeht relativ entspannt waren. Speziell im Sommersemester, dem für mich ersten Fachsemester kam zeitweilig eher der Eindruck von Urlaub, als der eines vielbeschäftigten Studenten auf.
Man kommt in den ersten beiden Semestern bereits ansatzweise mit den drei großen Rechtsgebieten Zivil- und Strafrecht, sowie Öffentlichem Recht in Berührung, sodass sich natürlich erste Präferenzen bilden.
Ich habe festgestellt, dass speziell das öffentliche Recht momentan nicht zu den Rechtsgebieten gehört, die mich brennend interessieren, anders als beim Straf- und Zivilrecht, was aber auch daran liegen kann, dass sich bei letzteren leichter ein Realitäts- und Praxisbezug herstellen lässt.
Eine Eingewöhnung erfordert auch der für Nicht-Juristen eigenartige Stil des Rechtsgutachtens. Es wird nichts festgestellt, alles muss in Frage gestellt werden und argumentativ belegt werden. Das führt mitunter trotz kurzen Sachverhalten zu umfangreichen Ausarbeitungen, die nicht unbedingt literarischem Anspruch genügen.
Zu guter Letzt noch ein Wort zu den Klischees über typische Jura-Studenten – ja teilweise stimmen sie. Es gibt Studenten, die sich kleiden, als seien sie bereits erfolgreiche Anwälte und auch dementsprechend hochnäsig auftreten – exemplarisch dürfte der Verweis auf Barbour-Jacken und Burberry-Schals genügen. Das Auftreten derartiger Mitstudenten führt zumindest hier in Marburg – vermutlich auch verstärkt durch die deutliche Präsenz von Verbindungen und Burschenschaften zu einem generell schlechten Image bei der übrigen Studierendenschaft, sodass man auch ohne dem optischen Klischee zu entsprechen häufig direkt mit den einschlägigen Vorurteilen in Verbindung gebracht wird. Schade! (das tut dem ansonsten wunderbaren Marburger Studentenleben aber keinen Abbruch – dazu demnächst mehr!)

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